A - Z
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RIRJRKRL
RMRNRORP
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RURVRWRX
RYRZ  
 
Vorwort
Die Heiligen unter unseren Vorfahren
Herkunft der Familie
Legende
Partner
 
Name
Geb.dat.
St./Bld.
Ahnennr.
 
Reden (Hysze) Heinrich
1180
D/NS
5622096
 
Reden (verh.) Adelheid
1235
D/NS
2811049
 
Reden (verh.) Berta
1190
D/NS
5622097
 
Reden verh.Knigge
1340
D/NS
351381
 
Reden Wilbrand I
1225
D/NS
2811048
 
Reden Wilbrand II
1265
D/NS
1405524
 
Reden Wilbrand III
1300
D/NS
702762
 
Regensburg Adelheid
1055
D/BAY
60827 A
 
Regensburg Babo I
940
D/BAY
486616 A
 
Regensburg Heinrich I
1035
D/BAY
121654 A
 
Regensburg Ruprecht
980
D/BAY
243308 A
 
Reginaringer Bidgau Giselbert
755
D/RPF
2816 B
 
Rehbock N.
1430
D/NS
87850
 
Rehbock verh.Werder
1470
D/NS
43925
 
Reichenberg Anna
1260
A/T
471 A
 
Reicher (verh.) Maria
1675
A/OÖ
2001
 
Reicher Anna
1861
A/OÖ
B 31
 
Reicher Franz
1774
A/OÖ
250
 
Reicher Franziska
1794
A/OÖ
125
 
Reicher Johann
1700
A/OÖ
1000
 
Reicher Kaspar
1736
A/OÖ
500
 
Reicher Richard
1670
A/OÖ
2000
 
Reicher Rudolf
1819
A/OÖ
62
 
Reims Pretextat
450
F
9831633 B
 
Reinhausen Elli I
900
D/NS
198 B
 
Reinhausen Graf Elli II
1010
D/NS
292 E
 
Reinhausen Graf Konrad
1030
D/NS
146 E
 
Reinhausen Gräfin Beatrix
1050
D/NS
73 E
 
Reinhausen Hildegard
935
D/NS
99 B
 
Reipert Josefa
1745
CZ/B
1b 437
 
Reiser (Reisser) Christoph
1836
A/W
1a 16
 
Reiser Franz
1807
D/BAY
1a 32
 
Reiser Georg
1744
D/BAY
1a 128
 
Reiser Johann
1694
D/BAY
1a 512
 
Reiser Johann
1711
D/BAY
1a 256
 
Reiser Johann
1644
D/BAY
1a 1024
 
Reiser Konrad
1774
D/BAY
1a 64
 
Reiser Michael
1615
D/BAY
1a 2048
 
Reiser Michael
1580
D/BAY
1a 4096
 
Reisser Christoph
1873
A/W
1a 8
 
Reisser Dieter
1928
A/W
1a 2
 
Reisser Ernst.
1955
A/W
B 1a 1
 
Reisser Friedrich
1904
A/W
1a 4
 
Reisser Johannes
1986
A/W
B 1a 0a
 
Reisser Katharina
1988
A/W
B 1a 0b
 
Reitzenstein Margarete
1535
CZ/B
8473
 
Rennes (verh.) Gerberga
915
F
3357 E
 
Rennes Berengar
850
F
13426 E
 
Rennes Conan
945
F
1678 E
 
Rennes Gurwant
820
F
26852 E
 
Rennes Judicael Berengar
910
F
3356 E
 
Rennes Judith
982
F
839 E
 
Rennes verh.Nantes
880
F
6713 E
 
Resch (verh.) Therese
1730
A/OÖ
497
 
Resch Heinrich
1725
A/OÖ
496
 
Resch Josef
1750
A/OÖ
248
 
Resch Wolfgang
1788
A/OÖ
124
 
Rescheneder (verh.) Afra
1730
A/OÖ
499
 
Rescheneder Maria
1755
A/OÖ
249
 
Rescheneder Philipp
1725
A/OÖ
498
 
Retzow Catharina
1450
D/ME
86479
 
Retzow Hans
1390
D/ME
345916
 
Retzow Hartwig
1420
D/ME
172958
 
Reventlow Margarete
1335
D/ME
174355
 
Reya (verh.) Franzisca
1700
I
609
 
Reya Anton
1787
HR/Ist
76
 
Reya Ermelinde
1856
A/W
B 19
 
Reya Franz
1823
I
B 38
 
Reya Lorenz
1630
I
1216
 
Reya Philipp
1756
I
152
 
Reya Philipp
1710
I
304
 
Reya Pietro
1610
I
2432
 
Reya Sebastian
1668
I
608
 
Reya Valentino
1580
I
4864
 
Name Vorname, wenn Abbildung rot
Geb. Dat. (grün = geschätzt)
Staat/Bundesld. heute
Nummer in Ahnenliste
Reya Franz
1823
I
B 38

B 38 6

Reya de Castelletto, Ritter von Franz Felix Peter, k.k. General Consul in Venedig, * 2. 1. 1823 Pola, E 21. 1. 1854 Triest, Pf. Mariahilf, + 4. 10.1896 ebendort. Mein Ururgroßvater hat in sehr lebendiger Weise Tagebücher geführt und diese in „Mémoires“ zusammengefasst, die sich bis zum Jahrgang 1867 im Besitz meines Onkels Bruno Wlcek befinden. Die weiteren Bände sind leider verschollen.

Franz wird in Pola in der Privatschule Troha unterrichtet, besucht aber seit der Übersiedlung der Familie 1831 nach Triest dort die öffentlichen Schulen, wo er erstmals in der deutschen Sprache unterrichtet wird. 1834 muss er mangels eines Gymnasiums in Triest zu den Reyas nach Görz ziehen, wo er vom Großvater Philip, AL. 152, liebevoll betreut wird, sich aber mit der Stiefgroßmutter Felicitas überhaupt nicht versteht. Nach Philips Tod 1837 kehrt er daher zu seinen inzwischen nach Laibach übersiedelten Eltern zurück, wo er 1842 mit Auszeichnung maturiert. Nun übersiedelt er nach Wien, um an der juridisch-politischen Fakultät bis 1848 zu studieren, wobei er bei einem weitschichtigen Verwandten, dem englischen Besitzer Carl Thornton der Münchendorfer Spinnereifabrik in Laxenburg wohnt. 1845 erschüttert ihn der frühe Tod seiner erst 44-jährigen Mutter so sehr, dass er sein Leben als Mönch beschließen will. Er tritt auch tatsächlich als Novize bei den Piaristen in Horn ein, kehrt aber auf Drängen seines Vaters nach einem halben Jahr wieder „in die Welt“ zurück. Im Mai 1848 muss er über die Barrikaden der März-Revolution steigen, um sich einen Weg zu seinen Professoren zu bahnen und die letzten Prüfungen noch abzulegen. Im September beginnt er seine Beamtenlaufbahn als Conzepts-Candidat im Kreisamt seines Vaters in Mitterburg (ital. Pisino / slow. Pazin) in Istrien. Seine weitere Karriere führt bald nach Triest, sowie erst in das Unterrichts- und dann in das Handelsministerium nach Wien.

Im Jänner 1854 wird ihm eine Woche Hochzeitsurlaub gewährt, er heiratet am 21. seine Mathilde, AL. 39, in Triest und das junge Paar tritt am gleichen Tag die dreitägige Reise mit der Extrapost nach Wien an. Im April werden sie Augenzeugen der glänzenden Feierlichkeiten aus Anlass der Vermählung Kaiser Franz Josefs mit Elisabeth von Bayern. Sie besuchen das Hofburgtheater, die deutsche Oper und das Karltheater. An Sonntagen machen sie bisweilen kleine Ausflüge um billiges Geld mit dem Pferde-Omnibus in die herrliche Umgebung von Wien, um sich "an der köstlichen Landluft zu erquicken“, nach Schönbrunn, Dornbach, Döbling und auf die Hohe Warte. Leider wird ihnen dieses Vergnügen bisweilen dadurch verleidet, dass man „namentlich in den Hitzinger Stellwägen einen Platz fast mit Lebensgefahr sich erobern musste. Selbst minder bemittelte Familien, die sich sonst in ihren Sommervergnügungen auf den Volksgarten oder das Paradiesgärtchen beschränkten, machen jetzt, angezogen durch die Leichtigkeit und Billigkeit des Verkehrs, größere Ausflüge mit dem Gesellschaftswagen oder der Eisenbahn, oder vermiethen wohl gar über den Sommer ihre Stadtwohnung und beziehen dafür ein gar bescheidenes Logis auf dem Lande.“ Zwei mal nehmen sie sogar die neumodische Eisenbahn, um Freunde in Mödling aufzusuchen. Mitte September tritt in Wien wieder einmal die Cholera auf: „Diese gräßliche Krankheit, die auch dießmal durch ihre fulminante Natur in Schrecken setzte, erreichte am 10. Oktober ihren Höhepunkt (57 Sterbfälle) und forderte bis Ende Dezember 1673 Opfer“. Auch in späteren Jahren berichtet Franz immer wieder von Cholera-Epidemien in Wien und Triest. Für die 4-Zimmer-Wohnung in der Josefstadt bezahlt er eine Jahresmiete von 400 fl.

„Ämtliches: Meine ämtlichen Aufgaben konnte ich in den Stunden von 10 Uhr VM bis 4 Uhr NM, welche ich in der Regel dem Bureau widmete, ohne Schwierigkeiten bewältigen, und nur ausnahmsweise in dringenden doch seltenen Fällen mußte ich einige Abendstunden meiner Mathilde rauben“. Seine Dienstbeschreibung schwärmt in höchsten Tönen von seinem unermüdlichen Diensteifer, gediegener Vorbildung, gefälliger Form, ununterbrochenem Fleiß, voller Verlässlichkeit, etc. etc. Er ist zu dieser Zeit einer der hoffnungsvollsten „Konzipisten“ des Handelsministers Andreas Freiherr von Baumgartner (s. AL. 35), dessen Großneffe Rudolf Otto (AL. 4/8) im Jahre 1900 Franz von Reyas Enkelin Clara Wagner (AL. 4/9), heiraten sollte.

1856 besuchen Franz und Mathilde das Elysium. „Das ist ein Belustigungsort ganz eigenthümlicher Art, der alljährlich im Fasching seine unterirdischen Reize entfaltet und den lebenslustigen Wiener mit wahrer Zauberkraft anzieht. Wir traten am 16. Jänner unsere Wanderung nach dem milden und gesegneten Gefilde an, wo Homers ausgezeichnete Helden fern vom Weltgetümmel unter Radamantus‘ Herrschaft ein leichtes und kummerloses Leben führen. Alle fünf Welttheile, die sich hier repräsentirt finden, leiden an der gleichen Übervölkerung, überall herrscht der gleiche Appetit nach Frankfurter Würsteln und wir fanden die tanzlustigen Wiener Köchinnen mit gelbschwarzen Glacéhandschuhen und die fashionablen Wiener Gesellen mit lackierten Stiefletten über alle Welttheile verbreitet.“ Im April reist Mathilde mit der eineinhalbjährigen Tochter Elvira, begleitet von ihrem Kindermädchen, für den ganzen Sommer zum Besuch ihrer Eltern nach Triest. Franz kann seinen sechswöchentlichen Urlaub erst im Juli antreten und fährt dann seiner Familie nach. Im August unterziehen sie sich gemeinsam der strapaziösen dreitägigen Heimreise nach Wien. Mathilde ist hoch schwanger und bringt im Oktober Ermelinde (AL. 5/19, meine Urgroßmutter) zur Welt. Am 5. November wird Franz von Kaiser Franz Josef in Privataudienz empfangen und kann sich dabei für seine Ernennung zum Ministerial-Sekretär bedanken.

Dienerschaft: „Die Köchin Maria wurde am 30. April in Folge der Abreise der Mathilde verabschiedet. Da wir mit ihr zufrieden gewesen waren, wurde sie nach unserer Rückkehr aus Triest am 20. August wieder aufgenommen. Das Kindsmädchen Lotti hatte die Mathilde nach Triest begleitet. Dort wurde sie leider von der Dienerschaft der Schwiegermutter so verdorben, dass sie sehr arbeitsscheu wurde und daher am 21. Dezember entlassen werden mußte. Am 22. Dezember wurde die Luise Skala als Kindsfrau aufgenommen.“

Im Dezember 1857 wird er zum österreichischen Konsul in Italien und kaiserlichen Commissär bei der Po-Commission in Ferrara im Kirchenstaat ernannt. Die Familie reist – nun schon per Bahn – voraus nach Triest, Franz kommt am 19. März nach und am 7. April reist man gemeinsam an den neuen Dienstort. Um Mitternacht besteigt man den Dampfer des Lloyd Triestino und trifft um 6 Uhr früh in Venedig ein. Von dort geht es mit der Eisenbahn nach Padua, von wo nach zweitägiger Rast am 10. April die Fahrt nach Ferrara angetreten wird. Der von vier starken Rossen gezogene Wagen ist dazu von 8 Uhr morgens bis 6 Uhr abends unterwegs. Ferrara: „Die breiten verödeten, mit Gras bewachsenen Straßen, die düsteren vernachlässigten Paläste, stimmten uns eben nicht am Heitersten. Das Hôtel d'Europe, wo drei Zimmer für uns bestellt worden waren und wir abstiegen, wurde uns als das beste in Ferrara angepriesen. Man kann sich daher leicht eine Vorstellung von unserem Mißbehagen machen, als wir das Trinkwasser grün und durchaus ungenießbar fanden, den Wein schlecht, die Milch ohne alle Substanz, das Brod sauer. Um unseren Durst mit Wasser stillen zu können, schickten wir nach einem Fläschchen Maraschino-Liqueur, und man brachte uns ein so schlechtes Getränk, dass das Wasser durch dessen Beimischung noch ungenießbarer wurde. Die Bettwäsche grob und feucht, die Zubereitung der Speisen miserabel. Im Mai während des großen Jahrmarktes, der Fiera, die hier ungewöhnlich viel Leben hervorruft, obwol sie nur in der Aufstellung einiger Verkaufsbuden auf dem Hauptplatze mit ordinären und schlechten Waaren besteht, hatten wir eine mittelmäßige Oper, im Juli ein mittelmäßiges Schauspiel. Die Wohnung, die wir jetzt innehaben, besteht aus einem Vorsaale, drei Zimmern und einem Cabinete im ersten Stocke, drei Zimmern und Küche zu ebener Erde, Garten gemeinschaftlich mit dem Hauseigenthümer. Der Miethzins beträgt 70 Scudi Romani jährlich, gleich 144 Gulden. Der alte Bediente Antonio wurde für die Tagesstunden von früh 7 Uhr bis Abends 10 Uhr aufgenommen. Da wir aber im übrigen sahen, dass man mit der indolenten Ferrareser Dienerschaft nicht recht vorwärts kommen könne, ließen wir aus Triest eine Köchin und eine Kindsfrau kommen.“

„Mein Bruder Ferdinando unternahm am 27. Mai eine Belehrungsreise nach Alexandrien und Cairo in Egypten und kehrte am 8. August nach Triest zurück. Leider mußte er bei seiner Rückkehr wegen der wenig günstigen Sanitärverhältnisse Egyptens im Lazarethe eine 15tägige Cotumaz aushalten.“

„Ämtliches: Meine Beziehungen zu den päbstlichen Behörden sind die freundschaftlichsten. Ich habe, den bestehenden Staatsverträgen gemäß, auch noch die Vertretung von 29 anderen Staaten, nämlich von Toscana, Modena u. Parma, von Preussen, Hannover, Baiern, Würtemberg, Baden, Sachsen und von allen anderen zum deutschen Bunde gehörigen Staaten. Wir stiegen täglich mehr im Ansehen und in der Achtung der Leute und selbst der Cardinal-Erzbischof, der vermöge seiner Würde nur in höchst seltenen Fällen Privatbesuche macht, beehrte im Jänner (1859) die Mathilde mit seiner Visite. Unsere Stellung in sozialer Beziehung war bisher sehr angenehm, wir werden überall mit Auszeichnung empfangen. Man kann sich jedoch hiedurch nicht täuschen lassen, denn im Allgemeinen sind die Österreicher in Italien wegen ihrer Herrschaft über Lombardo-Venezien verhasst und bei erster Gelegenheit, wo die revolutionären Tendenzen sich wieder Luft machen könnten, würde unsere angenehme Stellung zweifellos in eine höchst unleidliche sich verwandeln.“ Ende April ist er seiner kaiserlichen Hoheit, dem regierenden Großherzog der Toskana Leopold II behilflich, der auf seiner Flucht nach Wien vier Tage in Ferrara verweilte. Im Mai ist es so weit, die Familie wird nach Triest in Sicherheit gebracht, und im Juni wird auch Franz von der revolutionären Regierung aus Ferrara vertrieben. Im Juli gelingt es ihm von Sta. Maria Maddalena am nördlichen, noch österreichischen Po-Ufer aus, eine der kaiserlichen Regierung gehörende Summe von 30.000 Francs in Gold vor den Revolutionären zu retten. Am 14. Juli schließt er sich in Casarsa der vom erfolglosen Feldzug in Italien heimkehrenden Suite des Kaisers an und gelangt so in einem Tage, statt der sonst üblichen fünf, nach Triest. Im Dezember wird er nach Wien berufen, wo er mit aller Großmut behandelt wird, indem man ihm nebst dem Gehalt auch die Funktionszulage ungeschmälert fortlaufen lässt und zudem noch reichlich Diäten spendet.

Im Mai 1860 wird er zum Provinzialdelegaten (Chef der politischen Verwaltung) von Polesine mit Sitz in Rovigo ernannt, wo er den Palazzo Salvadego bezieht. Er wird von der dortigen Akademie der Wissenschaften in geheimer Wahl einstimmig zum Ehrenmitglied gewählt „obwol die Mehrzal der Mitglieder zu den politisch Exaltirten zählt. Und dieß zu einer Zeit, wo der Haß gegen die Fremdherrschaft in vollster Blüthe steht, und wo in den Augen der Italianissimi jeder österreichische, nicht nationale Beamte als ein fluchwürdiger Barbar gilt“. Franz und Mathilde haben nun schon fünf Kinder und werden von einer sechsköpfigen Dienerschaft betreut. Der Palazzo ist bereits mit Gasbeleuchtung ausgestattet und verfügt über einen eigenen guten Brunnen.

Am 14. August 1861 wird die Provinz von einer Naturkatastrophe heimgesucht, hunderte Häuser werden von einem Orkan zerstört, 18 Menschen erschlagen, 76 schwer verletzt und 630 obdachlos. Franz verbreitet in der ganzen Monarchie einen Spendenaufruf und sammelt in kurzer Zeit mehr als 10.000 fl, mit denen er die Armen nach rationellen Grundsätzen beteilt, so dass ihm von allen Seiten die vollste Anerkennung gezollt wird. Zudem erwirkt er für die Reichen den Nachlass ihrer Steuern. Im März 1862 organisiert er die Visitation seiner Provinz durch Kaiser Franz Josef und hat dabei mehrfach Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen mit Sr. Majestät. Im September macht er mit Erzherzog Josef, einem Enkel Kaiser Leopold II, einen mehrtägigen Ausflug in das Delta des Po und geht mit diesem und seinem Adjutanten „wegen des gänzlichen Mangels an Wäsche als Adamskinder“ schwimmen. Der Erzherzog ist Chef der Brigade in Rovigo, der Familie von Reya freundschaftlich verbunden und bei ihr jede Woche mehrmals zu Gast. Franz lässt im Park seines Palazzo eine Kegelbahn errichten, die er zwei mal die Woche seinen Beamten und den Offizieren der Garnison zur Verfügung stellt. Im Jänner 1863 empfiehlt er dem kaiserlichen Regierungschef Ritter von Schmerling bei dessen Besuch der Provinz dringend, die oktroyierte Verfassung für das Lombardo-Venezianische Königreich nicht in Kraft zu setzen und die Regierung kommt dieser Empfehlung auch nach.

Die Kinder werden zu Hause unterrichtet, morgens und abends vom Vater, unter tags von diversen Hauslehrern. Sie wachsen vollkommen zweisprachig auf, dürfen untereinander und mit der Mutter nur deutsch, mit dem Vater nur italienisch sprechen. Dazu werden sie schon im Volksschulalter durch fremdsprachige Lehrer auch zur perfekten Beherrschung des Französischen und des Englischen angehalten.

1864 entkommt sein Schwager (Gatte der Schwester Cattarina) August von Filek, Leibarzt des Erzherzogs Maximilian, dem mexikanischen Abenteuer. Franz schreibt prophetisch in seinem Tagebuch: „Er ist viel zu klug, um eine so ehrenvolle, einträgliche und gesicherte Stellung in seinem Vaterlande (oberster Sanitätschef der k. k. Marine) einer auf Sand gebauten Zukunft (als kaiserlicher Leibarzt) zu opfern.“ Trotzdem verleiht Kaiser Maximilian noch vor seiner Abreise dem Filek das Kommandeurkreuz des Guadeloupe-Ordens.

Im September 1865 reist er mit seiner ältesten Tochter, der elfjährigen Elvira, nach Wien, der Zug ist 23 Stunden unterwegs: „Seit dem Jahre 1860, in welchem ich Wien zuletzt gesehen hatte, waren sehr bedeutende Veränderungen in dem Aussehen dieser Residenzstadt durch Demolirung der sie beengenden Basteien und Erweiterung der inneren Stadt, und durch die hiedurch bewirkte Verbindung der letzteren mit den Vorstädten eingetreten. Wir durchzogen den schöneren Theil der imposanten neuen Ringstraße mit den in wenigen Jahren wie Pilze aufgewachsenen, mitunter wunderschönen Palästen. Namentlich fesselte das Draschke’sche Palais mit den reichen Vergoldungen unsere Aufmerksamkeit. Das neue großartige Opernhaus ist noch im Bau begriffen. Am Graben und Kohlmarkt waren wir von dem Glanze, der Pracht und dem Reichthum geblendet, womit wir die Gewölbe-Auslagen ausgestattet sahen. Sodann gingen wir durch den reizenden neuen Stadt-Park und über die neue Asparn-Brücke in den Thiergarten am Schüttel, wo wir ziemlich ermüdet anlangten. Ein Mohr, am Eingang des Gartens als Cerberus postirt, nahm mit vieler Anmuth die Eintrittskarten aus unseren Händen. Wir nahmen da unseren Kaffeh, indem wir mit diesem materiellen Trunke zugleich die schönen Polkas und Walzer des Herrn Eduard Strauß einschlürften. Um 9 Uhr bestiegen wir einen der tausend nach allen Richtungen beständig verkehrenden Omnibus, und eine halbe Stunde später waren wir bereits im Bette (im Hotel Stadt Triest auf der Wieden). Am Sonntag hörten wir eine h. Messe bei den Paulanern und fuhren sofort nach Hitzing. Wir besuchten sogleich den herrlichen Schönbrunner-Park und stiegen zu dem anmuthigen Gloriette, von wo man eine der schönsten Aussichten auf die reizende Stadt genießt. Hierauf besuchten wir die Menagerie. Noch vor 12 Uhr retteten wir uns vor dem stärker werdenden Regen ins Domayer’s Casino in Hitzing, wo wir uns sehr gut traktiren ließen. Um 2 Uhr stiegen wir in einen Omnibus, der uns vor dem Regenguße gleich einem durchlöcherten Parapluie schützte, und mit dem wir bis zum Lobkowitzplatz fuhren. Von hier fuhren wir mit einem Broom ins Gasthaus.“

Die Fortsetzung des Reiseberichts aus Wien wird von der elfjährigen Elvira französisch geschrieben, obwohl sie erst ein Jahr lang in dieser Sprache unterrichtet worden war. Schon um 7 Uhr morgens sitzen sie zum Frühstück im Café Paradeis – Garten, Elvira bewundert den Theseustempel und das reich vergoldete schmiedeeiserne Gitter des Burggartens. 130 Jahre später konnte sich Österreich bei der Renovierung diese Vergoldung nicht mehr leisten. Im weiteren Verlauf des Tages besuchen sie den sogenannten Wurstel-Prater: Il faut voir cette partie du grand pratre, pour se faire une idée de la gaîté qui regne parmi la basse societé viennoise. Am folgenden Tag besichtigen sie im Garten des Palais Schwarzenberg (es ist wohl das untere Belvedere gemeint) die Sammlungen der Rüstkammer von Ambras und das ägyptische Museum und hierauf im oberen Belvedere die Gemälde der alten Meister von Rubens und van Dyck über Tizian und Tintoretto bis Krafft. Abends speisen sie im feenhaft von sechs riesigen Gas-Kandelabern erleuchteten Kursalon im Stadtpark zur Musik der Brüder Josef und Eduard Strauss. Weitere Besichtigungspunkte in Wien sind das naturhistorische Museum mit seinen vielen ausgestopften Tieren, der Stephansdom mit der Pummerin, die aus 200 bei der Türkenbelagerung erbeuteten Kanonen gegossen worden sei, die Minoriten-, Augustiner- und die Karlskirche. Schließlich erfolgt nach einer erlebnisreichen Woche die Heimfahrt in nur 15 Stunden mit einem Schnellzug nach Triest.

Im Herbst besichtigt die ganze Familie von Triest aus – Mathilde verbringt dort 5 Monate der Sommerfrische – Kaiser Maximilians Schloss Miramar, man macht auch einen Ausflug nach Capodistria, wo Franz ab 1877 als Distriktshauptmann tätig sein wird. Im Tagebuch 1865 sind auch zwei Briefe des Kaisers Max an seinen ehemaligen Leibarzt, den Schwager Filek, abschriftlich erhalten. Nur ein halbes Jahr vor seiner Hinrichtung am 19. 6. 1866 schwärmt der Kaiser noch voller Illusionen: „Ich lebe in einem freien Lande, unter einem freien Volke, in welchem Prinzipien herrschen, welche man bei Ihnen daheim nicht einmal in der Nacht träumen darf; keine Schranken beengen mich mehr, ... sind wir doch in den socialen Fragen, in den wichtigsten meiner Meinung nach, Europa und zumal Österreich weit vor. Hier bei uns herrscht ein gesunder Demokratismus ohne kränkelnde Phantasterei nach europäischer Art. Alles, was man vom überwältigenden Einfluß der Clerisei gesagt hat, ist grundfalsch, die Schwarzen sind schlecht und schwach, und die große, große Majorität ist liberal und verlangt den Fortschritt im vollsten Sinne des Wortes. Wenn Sie meine neuesten Minister kennen und reden hören würden, da würden Sie einsehen, dass Ihr großer, hochgerühmter Staatsminister (Ritter von Schmerling) eigentlich doch nichts als ein Finsterling und ein Jesuit ist. ...... Wenn Sie nun also, bester Freund, nicht herüber ziehen können, besuchen müssen Sie mich doch einmal! Die Reise ist leicht, über New York kann man in weniger als drei Wochen bei uns sein. Ein wahres Fest wäre es dann für mich, Ihnen zu beweisen, dass mein armes Mexico besser als sein europäischer Ruf ist, und dass das Lügengewebe österreichischer Zeitungen schändlich ist. Das Land kann doch nicht gar so schrecklich sein, wenn seine Kaiserin in Yucatan allein ohne einen Mann Wache oder Truppe nur mit ihren Hofdamen reisen kann und überall mit einem Enthusiasmus aufgenommen wird, den europäische Kaiserinnen nicht kennen. .....“ Der Kaiser beklagt, dass seine Post bis zu fünf Monate unterwegs ist, was wohl an der Zensur durch den Wiener Hof liegen würde!

Im Februar 1866 wird Franz von Rovigo nach Udine versetzt, wo er standesgemäß im Palazzo Belgrado residiert. Zu seinem Leidwesen kann er sich aber kaum um die zivilen Belange der von seinem Vorgänger arg verwahrlosten Provinz kümmern, sondern ist ständig mit Rekrutierungen beschäftigt. Am 24. Juni lässt der Sieg Österreichs bei Custozza Hoffnung aufkommen, dass Venetien doch noch gehalten werden könnte, die unheilvoll verlaufene Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli zerstört aber alle Illusionen. Nun wütet die österreichische Armee unter Feldmarschall-Leutnant Maroicich schikanös im Friaul und es gelingt Franz nur mit größter Mühe die ärgsten Repressalien wenigstens von Udine fernzuhalten. Er evakuiert seine Familie nach Görz, muss Udine am 21. 7. räumen und kann noch ein paar Wochen in Cividale amtieren, bis am 3. Oktober auch der Rest der Provinz Italien zugeschlagen wird. Am 9. November zieht König Viktor Emanuel im Beisein der irredentistischen Mitglieder der Familie de Reya feierlich in Venedig ein. Am 22. Dezember wird Franz dort zum österreichischen Generalkonsul ernannt und erreicht durch die Auszeichnung mit dem Orden der Eisernen Krone die taxfreie Erhebung in den Ritterstand. Seine Jurisdiktion erstreckt sich auf die ganze Ostküste von Italien bis Taranto und umfasst eine große Anzahl von Vizekonsulaten.

Hier bricht das Tagebuch leider ab, die zweifellos existierenden Fortsetzungsbände sind verschollen. Im österreichischen Verwaltungsarchiv konnte ich aber feststellen: Am 16. 2. 1867 schifft er sich auf einem Lloyd Triestino Dampfer von Triest nach Venedig ein, wo er am nächsten Morgen sein Amtsgebäude im prachtvollen Palazzo Businello am Canal Grande bei der Rialtobrücke bezieht. Er stellt gleich den Antrag auf Bewilligung einer Dienstgondel samt „Schiffer“ (Gondoliere) um 420 fl jährlich, die Auslagen für eine unumgänglich nötige zweite Gondel würde er selbst bestreiten. Der Akt wird vom löblichen k. k. Reichsministerium des Äußeren binnen drei Tagen positiv erledigt. Am 15. 3. 1868 weigert er sich, am Staatsakt für den von Radetzky vertriebenen Revolutionär und Präsidenten der kurzlebigen venezianischen Republik von 1848/49 Daniele Manin teilzunehmen, dessen Asche feierlich in Venedig beigesetzt wurde. Das führt zu einer diplomatischen Verstimmung zwischen Österreich und der königlich italienischen Regierung in Florenz und letztlich im Juli zu seiner Abberufung. 1875/76 lebt er mit seiner Familie zwei Jahre lang in Wien und macht im Handelsministerium Dienst. 1877 übersiedelt man wieder nach Triest, Franz ist dort Statthaltereirat, seit 1886 Hofrat und Stellvertreter des Landesstatthalters und Distriktshauptmann von Capodistria. 1882-85 ist er außerdem Börsencommissär. 1891 geht er 68jährig in Pension, bleibt aber bis 1892 noch Vorsitzender des Landesschulrats von Triest. Am 4. 10. 1896 wird er in der Stadt von einem Fiaker überfahren und getötet. Er war Ritter der Eisernen Krone III.Kl., Komtur des päpstlichen Gregorordens, Ritter des bayr. Militärordens I.Kl., Ritter des württemberg. Familienordens, Besitzer des osmanischen Militärordens IV.Kl.

Vater

Mutter

Tochter

Reya Franz
k.k.General-Consul Franz Ritter von Reya
 
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